Samstag, 2. April 2011

WW All-Stars (Xbox 360)


Smackdown vs. Raw steht seit jeher in der Videospielwelt als das Wrestling Spiel schlechthin.
Einen Kader voller Wrestler, lizenzierte Musik, reale Charaktermodelle, selbstgeschriebene Storylines und ein (zum großteil) simulationslastiges Gameplay, waren Gründe, für jeden Wrestlingfan sich Smackdown vs. Raw zuzulegen.
Vor ungefähr zwei Jahren versuchte THQ mit dem, doch sehr vereinfachtem, WWE: Legends of Wrestlemania, auch Fans alter Wrestlingkost und Spieler der etwas leichteren Spielart zu begeistern.
Nach etwas verhalten (und auch positiven) Kritiken, versucht es nun THQ mit einen zweiten Titel, dieser Gattung: WWE All-Stars.

Zwei Generationen, ein Ring


Während sich die Smackdown vs. Raw Serie, um die jetzige Generation an WWE Superstars kümmert und WWE: Legends of Wrestlemania, die alten Herren des Showgeschäfts aufeinander loshetzte, so prügeln sich nun die Besten und beliebtesten Wrestler beider Generationen in einem Ring.
So beinhaltet das Spiel sage und schreibe (gerade mal) 30 Charaktere, 15 auf jeder Seite.
Darunter tummeln sich folgende:
„The Deadman“ Undertaker, „The Big Red Monster“ Kane, „The Celtic Warrior“ Sheamus, „The Game“ Triple H, „The Heatbreak Kid“ Shawn Micheals, Jimmy „The Fly“ Snuka, Bret „The Hitman“ Hart und noch viele andere.
Wie man nun unschwer (als WWE Fan) erkennen kann, ein bunter Haufen voller Griffexperten, Brawler, Riesen und Akrobaten.
Zu Beginn stehen 20 spielbare Kämpfer bereit, die restlichen zehn müssen freigeschaltet werden.

Deformierte Comic- oder Actionhelden

Wie schon zu WWE: Legends of Wrestlemania Zeiten, alles etwas anders war, so geht die „Tradition“ auch hier weiter.
Unsere Helden, Bösewichter und Idole des WWE Universums, sehen ihren realen Vorbildern nicht mehr so ähnlich wie noch in Smackdown vs. Raw.
So wurden alle Kämpfer verändern, der eine mehr deformiert wie der andere.
U Cant See Me - The Rock is Cooking
So hat John Cena nun eine Brustumfang der so extrem lächerlich breit ist, dass der gute Mann nicht mehr richtig laufen können sollte. So ist es bei vielen Kämpfern dasselbe, wobei es extremer bei der neuen Generation ist (bzw. aktuellste). Dazu wirken manche Gesichter nicht so, als sein diese von den echten Wrestlern eingescannt worden.
Das wirkt teilweise lächerlich, aber auch sehr passend, denn das Spiel nimmt sich ohnehin nicht ganz so ernst.

Smackdown vs. Raw Light, oder doch nicht?

Nach diesen Exkurs in Sachen Charaktere (den wir später nochmal kurz aufgreifen), wollen wir mal die Modi und das Kampfsystem unter die Lupe nehmen.
Beginnen wir also mir dem Kampfsystem.
Auf auf in die Lüfte
In Smackdown vs. Raw gibt es pro Grabble mehrere verschiedene Moves, gleiches gilt auch für Schläge, sowie an den Ringseilen und wo sonst noch gekämpft werden kann. Dadurch entstand eine Tiefe innerhalb des Kampfsystems, die kein Konkurrent (z.B. TNA Impact) bis heute erreicht hat. Dies wird auch nicht WWE All-Stars schaffen, denn die Movepalette, wurde hier deutlich heruntergeschraubt. So können wir nur noch ein Bruchteil an Moves einsetzen, was extrem schnell repetitiv wird und Ermüdungserscheinungen hervorruft. Dafür kracht es gefühlt vielmehr im Ring, als im Simulationsbruder.
So Schlagen wir den Gegner in die Luft, teilen noch ein paar Keulen, in allerbester Beat´em´Up Manier aus, packen ihn in der Luft und werfen ihn zu Boden. Mit Wrestling hat das freilich nicht mehr viel zu tun, macht aber kurzweilig einen Heiden Spaß. Mit einem Athleten z.B. springen wir dem Gegner auf den Kopf, erheben uns ca. zwei Meter in die Lüfte, nur um ihn dann mit der Faust in den Boden zu rammen. Auch sind die zwei verschiedenen Signature Moves und der Finisher einfach schön anzuschauen. Sobald wir einen der Moves einsetzen, geht das Spielgeschehen in Zeitlupe über (aber nur im 1 on 1), der Bildschirm wird Schwarzweiß, überall Blitzgewitter und unser Recke springt mit dem Gegner in der Mangel, drei Meter hoch und klatscht ihn zu guter Letzt fulminant auf den Boden. Um dies noch zu verstärken, entsteht bei jedem Aufprall eine Druckwelle. Ach ja um die jeweiligen Leisten zu füllen, müssen wir viel Austeilen und am besten Recht wenig einstecken. Apropos Leisten:
Jeder Wrestler hat nun im Kampf eine Energieleiste bzw. fünf Leisten. Der Gegner kann entweder gepinnt oder K.O. Geschlagen werden. Pin kennt man, drauflegen und hoffen, dass der Gegner nicht schnell genug ist im Tasten drücken. Um den Gegner endgültig KO zu hauen, müssen wir alle Leisten leer Prügeln und dann zu guter Letzte unseren Finisher einsetzen.
Zum Exkursende der Steuerung und Spielmechanik, hier noch was zur angesprochenen Bat´em´Up Manier:
WWE All-Stars spielt abseits des Grabblings, ziemlich wie ein stupides Hau drauf Beat´em´Up.
Durch die recht wenig Moves, der schnellen Möglichkeit Schläge auszuteilen, dem manchmal etwas schweren Reverse-System (sowie in Smackdown vs. Raw, man benötigt aber nur eine Taste), artet das Spiel eher in einer undurchsichtigen Keilerei, als in ein gutes und spektakuläres Wrestlings-Spektakel aus (vor allem mit mehr als zwei Charakteren gleichzeitig).
Nervig ist dabei aber auch die KI. Entweder haut sie Wild um sich, packt uns und lässt kaum Chancen zum Angriff offen, Reversed alles oder lässt sich komplett windelweich Prügeln, ziemlich unausgewogen.

Where is the Love?

Nun wollen wir mal die Modi in Angriff nehmen.
Genretypisch haben wir verschiedene Arten von Modi zur Auswahl, in denen wir uns gegenseitig die Rübe voll hauen können. So können wir standardmäßig z.B. gegen einen anderen Wrestler in den Ring steigen, ihn im Steel Cage bezwingen (wer zuerst aus dem Käfig ist) oder können unseren Gegner, dank der Extreme Rules, per Stuhl, Ringtreppe oder sonstigen Zeugs, ordentlich zu richten. Doch muss eins gesagt sein, wer Blessuren, Blut oder sonstiges an den Wrestlern sehen will, wird enttäuscht, nichts dergleichen ist im Spiel vorhanden.
Dazu gibt es noch Modi wie: Triple Threat (drei Wrestler, ein Sieger), Fatal 4-Way (dasselbe wir Triple Threat, nur mit einem Wrestler mehr), Handicap (1 vs. 2 oder 1 vs. 3) und zu guter Letzt, das Tornado Tag Team (2 vs. 2, direkt im Ring ohne Einwechslung). Das mag nach viel Aussehen, aber wo sind die Modi, wie z.B. Battle Royal, Royal Rumble, Tag Team, Last Man Standing,TLC (Table, Lader, Chair) und Ladder-Matches? Liebes THQ, irgendwie scheint ihr im Bezug auf Content etwas missverstanden zu haben, denn immerhin sind die angesprochenen Modi einfach ein essentieller Teil des Wrestlings.
Neben diesen Einzel- und Mehspielermodi gibt es auch zwei neue Modi, die wären: Path of the Champions und Fantasy Warfare (Nur Einzelspieler).
Path of the Champions, soll der angepasste Road to Wrestlemania aus Smackdown vs. Raw sein. Jedoch versagt der Modus auf ganzer Linie. So gibt es keine wirkliche Story, in Smackdown vs. Raw schon, und so gut wie gar keine Cutscenes. Von ehemals vier bis sechs Handlungssträngen gibt es hier nur drei, wobei Handlungsstrang schon mit zwei Augen zu, zu nett gemeint ist.
Damit die „Story“ voranschreitet, müssen wir neun Kämpfe hintereinander absolvieren bis der Champion in Angriff genommen werden kann (Undertaker, Randy Orton, D-Generation X), eine veraltete und dreiste Methode. Nachdem wir die Kämpfe gemeistert haben passiert nichts. Merkwürdig und total demotivierend.
Hier bietet der Fantasy Warfare Modus einiges mehr.
Alte und aktuelle Superstars der WWE, treffen hier in ausgewählten Matches gegeneinander an.
So messen sich der Ultimat Warrior und Sheamus um den Titel des größten Kriegers, Andre The Giant und Big Show kämpfen, um zu erfahren, wer der größte und stärkste Riese ist, während hingegen Hulk Hogan und John Cena in den Ring steigen, um endgültig klarzustellen, wer der beliebteste Superstar ist.
Jeder dieser Fantasie Kämpfe wird von einem einem Introvideo begleitet und hier zeigt sich dann auch die Liebe zur WWE. Die Szenen sind immer perfekt zusammengeschnitten, Sätze wurden aus Szenen genommen und zu neuen Dialogen zusammengefügt (verdient kein Preis, aber dennoch recht gut), auch große Szenen aus der Karriere des jeweiligen Werstlers sind wirklich gut in den Video verpackt worden. Da geht jedem WWE Fan das Herz auf und eventuell gibt es sogar Gänsehaut, einfach nur episch. Warum man hier die Liebe zum Sport und der WWE dermaßen unglaublich gut eingefangen und in Video verpackt hat, es aber im eigentlichen „Story-Modus“ nicht geschafft hat, bleibt mir ein Rätsel.

Now: Individualisierung und Präsentation

Während sich Smackdown vs. Raw nicht nur als Simulation, sondern auch noch als ein unglaublich Realitätsnahes Spiel versteht, hat man auch leider in Sachen Präsentation, bei WWE All-Stars Abstriche gemacht.
So sind die Ringeinzüge im Vergleich zu SvR (Abkürzung für Smackdown vs Raw) extrem kurz. So taucht der jeweilige eintretende Wrestler zwar auf mitsamt seiner Musik, ist aber nur einige Sekunden zusehen, bis der nächste Erscheint. Vorallem bei Wrestlern, wie z.B. Undertaker, Hulk Hogan oder John Cena fällt das gewaltig negativ auf.
Dafür ist der Rest recht schick und ansehnlich gestaltet worden
Die Wrestler z.B. sind extrem deformiert und überzeichnet (zumindest der Großteil), was wirklich gut passt und auch für einiges Schmunzeln hier und da sorgt. Wuchtige Schläge und Würfe, die den Ring erzittern lassen, passen auch sehr gut in das Arcadige, Beat´em´Up ähnliche Spielsystem.
Schön in Szene gesetzte Signature-Moves und Finisher runden das Bild auch hier ab. Dazu kommt noch, dass man die lizenzierte Musik aus dem großen Bruder mit an Board hat und jeder Move sich auch wuchtig und hart anhört.
You smeel it?
Grafisch macht das Spiel keinen Quantensprung, jedoch passt hier einfach alles Recht gut zusammen. Gute Beleuchtung, nette Charaktermodelle (mit manchmal matschigen Kleidungsstücken), retuschiertes Publikum (dank Verwischungseffekt), sowie kein Ruckeln und keine Slowdowns. 
Nichts hier könnte einen Negativpunkt hervorrufen.
Obwohl einen oder zwei hätte ich dann doch.
Wie kann man ernsthaft, eine so schlechte Kollisionsabfrage und solch miese Clippingfehler im Endprodukt nicht wegbekommen haben? Egal wie weit wir unseren Gegner werfen, wenn wir an den Ringseilen stehen, will dieser nie aus dem Ring fliegen, dank einer Unsichtbaren Wand.
Ebenso mies ist es, wenn ein Gegner auf dem Boden liegt, man mit Schmackes auf ihn drauf springt, aber dieser dann unlogischerweise doch nicht getroffen wird oder auf einmal neben uns steht. Gleiches gilt für einen Sprung, wenn man zuvor gerannt ist. Wenn man nun mehr als einen Gegner vor sich hat und z.B. den Linken anspringen will, erwischt man des öfteren, dümmlicherweise, einfach den Rechten. Es gäbe noch zig andere Situationen, die ich aber nicht aufzählen will, sonst würde das den Text sprengen. Aber kommen wir noch kurz zu den Clippingfehlern. Egal was, ob es vom Körper stammt oder nur ein Stück Kleidung ist, irgendwie will nichts physikalisch Korrekt sein. So hängt ein Hut durch einen Rock (Schottenrock von Roddy Piper) oder Körper hängen weiter als in den Seilen. Auch hier könnte man vielmehr nennen, aber zwei Beispiele reichen, für diese lächerliche Programmierung.
So wie man sich hier Mühe gegeben hat (und es mit Kollisionsabfrage und Clippingfehler versaut hat), so hat aber aber wieder einmal wo anders ordentlich schlecht gearbeitet. So zeiht sich die teilweise Lieblose Art des Spiel (woran das auch immer liegen mag), nicht nur durch das Spielsystem, dem eigentlichem Story-Modus, sondern auch durch die Individualisierung und Erstellung eine eigenen Wrestlers.
So können wir zwar seine Größe, den Körperbau, Nasen, Ohren, Mund usw. bearbeiten, aber es mangelt an Kleidung und am kreieren individueller Moves.
So können wir ein paar, langweilige Kleidungsstücke wählen, aber keine Muster festlegen, allerhöchstens die Farbe. Ebenso lächerlich ist auch das „Erstellen“ des Movesets. Wir können nur auswählen, welchen Kampfstil bzw. welchen Wrestler unsere eigen Kreation nachahmt und welche Finisher, er von welchem Wrestler nutzen soll. So haben wir keine Möglichkeit uns eigene Signature-Moves zu basteln. Genau sowenig haben wir die Möglichkeit uns auszusuchen, welchen Move in welcher Situation und Position unser eigen erstellter Kämpfer ausführen soll.
Dazu gesellt sich auch der Ring Einzug, den wir auch im großen Bruder, bis ins kleinste Detail selbst erstellen konnten. So gab es die Möglichkeit, das Feuerwerk einzustellen, unsere Spitznamen einblenden zulassen, die Lichtfarbe und -intensität zu verändern, Kameraperspektiven anzupassen und nach welchem Schema, unser Recke in den Ring Marschieren sollte. Alles ist lächerlicherweise weggefallen.
Was es nur noch zu sagen gibt ist: Gute Ansätze, aber viel zu viel Potenzial wurde verschwendet.

Fazit & eigene Meinung

WWE All-Stars ist ein wirklich (noch zu Beginn) witziger Ableger des Wrestling Franchise.
Die Idee, die alte Generation von Wrestling Helden, gegen die aktuelle Generation antreten zulassen, ist bietet sich gerade zu an, um ein Spiel zu machen.
Auf den ersten Blick scheint die Rechnung auch aufzugehen.
30 Recken des WWE Universums, lustige und extrem überzeichnete Charaktere und Moves und einen Fantasy Warfare-Modus mit richtigen Videosequenzen, machen einen spaßigen und gelungenen Eindruck. Leider, kann WWE All-Stars nicht ansatzweise das halten, was man sich vorgestellt hat. Klar Grafik und Sound machen einen Soliden, bis guten Eindruck, aber das kann ein Spiel nicht retten. Denn nun kommen die ganzen Kritikpunkte und die sind um einige länger als die positiven. Z.B. das Kampfsystem. Das lädt eher zu munterem und unübersichtlichem Tastengekloppe ein, anstatt zu einem wohl überlegtem und spektakulärem Kampf, da hilft auch das viele teils cool in Szene gesetzte Reverseln nichts. Viele der Modi wurde gestrichen (z.B. Royal Rumble, TLC, Last Man Standing etc.), ebenso wurde auch das Kampfsystem auf extrem wenig Moves zurückgefahren. Individualisierung in Form, eines eigenen Wrestlers, ist auch derbst heruntergefahren worden. Erstellbar ist ein Wrestler, aber eigentlich nur einer der, dank der wenig Auswahlmöglichkeiten, einen originalen als Movegeber braucht. Wir können rein gar nichts bis nur extrem minimal anpassen, lächerlich.
Zu kurze Ring Einzüge sind auch nicht das Markenzeichen der WWE, sondern das genau Gegenteil.
Alles in Allem kann ich Hardcore Wrestling und SvR Fans, diesen Titel rein gar nicht empfehlen, dafür ist der Inhalt und die Programmierung für den Neupreis zu gering zu lächerlich.
Menschen die jedoch kaum Wrestling gespielt haben, werden sicherlich damit ihre Freude haben, dennoch ist das Spiel für 60-70€ nicht zu empfehlen. Schade, hätte was werden können.
Wer es dennoch holt, sollte immer einen Freund dabei haben, denn man muss zugeben: Zu zweit macht das Spiel, doch eine ganze Menge Spaß.

Bewertung


Grafik:                    6 /10 schön überzeichnete Charaktere, aber dennoch nicht spektakulär
Vielfalt:                   4/10 30 Charaktere, kaum Moves, wenig Stages
Sound:                   7/10 lizenzierte Musik, wuchtige Schläge und Würfe
Bedienbarkeit:        6/10 dank wenig Moves, leichter,  Kollisionsabfrage nicht perfekt
Spielspaß:              4/10 total demotivierend, nur mit Freunden macht es Spaß
Multiplayer (lokal):    6/10 macht kurzfristig viel Spaß

Die gibt eine Wertung von 5,5/10 

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