Vor ca. acht Jahren (im Bezug hier die PS2 Version) beschenkte uns Ubisoft damals mit dem von Kritikern hochgelobten, aber doch wirtschaftliche gefloppten, Beyond Good and Evil.
Nun erscheint eine etwas grafisch aufgebohrte Version über XBLA und PSN, ob sich der Kauf lohnt, lest ihr nun in den folgenden Zeilen.
Glaube nie den Medien
Es herrscht Krieg auf den Planeten Hyllis. Täglich greifen Domz (Monsteraliens) an und kommen den Bewohnern des Planeten immer näher, doch dank der Alpha-Abteilung werden die Monster immer wieder zurückgeschlagen und die Bewohner gerettet. So heißt es in den Medien, doch die Wahrheit ist eine andere. Als Beispiel können wir den beginn des Spiels nehmen.
Wir sind Jade, eine junge und dynamische Fotografin und entspannen uns, als wir gerade von den Domz angegriffen werden. Die Monster schnappen sich umgehend die Waisenkinder.
Jade greift instinktiv nach dem Holzstab auf den Boden und wir dürfen nun (und müssen) die Monster verdreschen, ein etwas anderes Tutorial.
Nachdem wir diese Viecher besiegt haben, bestreiten wir auch schon unseren ersten Bosskampf.
Ist auch dieser besiegt, gesellt sich auch die hochgelobte und selbst gepriesene Alpha-Abteilung zu uns, um uns „zu retten“.
Dank unseres Ziehvaters bzw. Onkles Pey´J haben wir den Vorfall gut überstanden und kümmern uns zu erst um den Strom. Dank unserer Kamera, können wir (und sollten nach Möglichkeit auch) Bilder von allerlei Lebewesen, die auf dem Planeten leben, knipsen um so an Geld zu kommen.
Die Wahrheit hinter der Wahrheit
Zu Beginn sind wir also nur ein gehörnter und unwissender Bürger, jedoch erhärtet sich der Verdacht, dass die Alpha-Abteilung nichts mehr als Lug und Trug ist.
Also gesellen wir uns zur Rebellion Bewegung IRIS, um endlich erdrückende Beweise gegen unsere „Retter“ zu finden.
Dabei schlägt Beyond Good and Evil in viele verschiedene Richtungen.
Uns erwarten im Laufe des Spiels, vielerlei und logische Rätsel, Schleichpassagen, actiongeladene- und taktische Kämpfe, sowie optionale Hovercraftrennen, dazu können wir allerlei Fotos von vielen Lebewesen und noch einiges mehr machen.
Im Kampfe, sowie im Schleichen....
Da nun Beyond Good and Evil kein Jump´n´Run, sondern ein Action Adventure ist, wird es keine typischen Hüpfeinlagen geben. So fällt Jade bei einigen (wenig anstrengenden) Sprungpassagen niemals herunter. Sollte man mal doch den Rand überschreiten, so hält sich Jade alleine am Abgrund fest. Gestorben wie in Price of Persia oder in ähnlichen Spielen, wird hier so gut wie unmöglich. Stattdessen müssen wir später im Verlauf verschiedenste Arten von Fallen umgehen (z.B. durch Ducken, Hechtrolle usw.). Rätsel und kleine Denkeinlagen gibt es auch, so müssen wir z.B. einen Propeller eines Deckenventilators so drehen, dass dieser den Stromkreislauf fortführen kann, damit wir durch eine Tür gehen können. Neben den verschiedenen Rätseln gibt es auch unterschiedliche Möglichkeiten, wie wir auffliegen können. So gibt es Abschnitte mit sehr vielen Laserstrahlen, wird einer berührt, ist die Hölle los.
Aber auch die Soldaten haben dank ihrer Suchlaser und Geräuschsensoren, viele Möglichkeiten uns zu entdecken. Wenn wir uns z.B. zu schnell Bewegen oder zu weit aus einer Deckung schauen,
schon fast Metal Gear Solid Niveau. Die Granaten und Schilde, die die Soldaten mit sich herumtragen, machen sie auch nicht gerade zu leichten Gegnern. Da hilft uns nur taktisch abzuwarten und im richtigen Moment ausweichen, um dann auf den Tank zu schlagen (wenn möglich), damit wir beim nächsten Schlag unseren Gegner in die ewigen Jagdgründe schicken können.
Wir kämpfen nicht nur gegen die Soldaten der Alpha-Abteilung, sondern auch gegen Roboter und allerlei Tiere. Bei diesen Kämpfen, können wir z.B. Onkel Pay´Js Superangriff zu nutze machen (falls er natürlich bei uns ist). Durch eine beherzte Arschbombe auf dem Boden, heben unsere Gegner in die Lüfte ab und wir können sie gegeneinander Schlagen, um sie so schnellstmöglich zu besiegen.
Viel Liebe und Charme
Beyond Good and Evil hebt sich damals, sowie heute von anderen Spielen ab.
Das hat mehrere Gründe:
Zu aller erst einmal die Charaktere. Mir ist in den Jahren in denen ich spiele, kaum ein Spiel untergekommen, was soviele verschiedene Charaktere beinhaltet, die man nach einer Zeit liebgewonnen hat und dabei noch so charismatisch sind. Alleine schon Onkel Pay´J. Er hat immer den ein oder anderen passenden Spruch parat, die Stimme passt ebenfalls vollkommen zum Charakter.
Oder die jamaikanischen Rhinozeros, die einfach genauso reden wie man es sich immer vorstellt und bei der Arbeit auch gleich Reggae hören.
Ebenso grandios finde ich sind die ganzen Anleihen der Spezies (Homo) Sapiens.
Egal ob Katzenmenschen, Haimenschen, Kuh- bzw. Stiermenschen usw. nichts wirkt deplatziert an Spezies und Charakteren.
Die Story macht auch einiges her, über Intrigen, Verrat bis hin zur Jades Vergangenheit, gibt es hier recht viel, was einen fesseln wird.
Beyond Good and Evil verbindet dabei auch viele Genres miteinander, ohne hierbei viel falsch zu machen. Das Schleichen ist gelungen, die Hovercraftrennen, sowie auch die Kämpfe lassen kaum wünsche offen (bis auf die Kamera).
Egal welchen Bereich des Spiels man sich anschaut (z.B. Charakterdesign, Grafik, Kampfsystem usw.), nichts davon (bis auf doch kleine Ausnahmen) wirkt aufgesetzt, fehlerhaft oder sonstiges.
Beyond Good and Evil ist ein wirklich sehr schön, gut designset und durchgedachtes Stück Software.
Alles alt, mit besserer Auflösung
BG&E HD (Abkürzung), sieht noch genauso aus wie damals, mit Änderungen bezüglich der Grafik. Die Lichteffekte sind zeitgemäßer, die Sequenzen laufen viel Flüssiger ab als damals, es ist stimmiger und viele der Texturen sind schärfer geworden im Gegensatz zu den bleichen und verwachenen Texturen von damals.. Aber auch heutige leidet BG&E HD an dem selben Problem wie damals: Die Kamera. Diese ist in vielen Situationen immer noch sehr bockig und behindernd (was extrem beim Schleichen und Kämpfen stört).
Wer jetzt aber eine wirklich stark (grafisch) verbesserte Version erwartet wird aber enttäuscht.
Denn wie beschrieben, ist nur die Auflösung höher, die Lichteffekte besser und die Sequenzen laufen flüssiger. Ansonsten sind alle Mängel noch vorhanden, bockige Kamera, Asynchronität innerhalb der Sequenzen (gesprochenes passt nicht auf die Animationen der Gesichter), grobe Texturen und die Suche nach dem richtigen Weg.
Fazit & eigene Meinung
BG&E HD ist eine Portierung mit minimalen Verbesserungen, bei der sich Ubisoft leider nicht die Mühe gemacht hat, die kleinen Mängel noch auszubügeln.
Die einzigartige Inszenierung, die wundervolle Atmosphäre, die charismatischen und liebenswürdigen Charaktere sind genauso wie sie es vor ca. acht Jahren waren, einfach genial.
Ich persönlich hätte mir natürlich eine Verbesserung der, recht häufig miserablen, Kamera gewünscht, leider hat man das nicht getan.
Schade, aber dafür hat der Titel rein gar nichts von seiner Faszination verloren.
Ich kann diesen Download wirklich den Leuten empfehlen, die auch nur im entferntesten etwas mit dem Genre des Action-Adventures anfangen können.
Wer sich damit zufrieden geben kann, dass er im Grunde nur eine Portierung erhält, nicht mehr und nicht weniger, dem erwartet ein Spiel, dass auch heute noch mehrere Genres wirklich gut vermischt.
Ein Spiel, was ein gutes Storyelling aufweist, was schön designet ist, angefangen bei den Charakteren bis hin zu den Tieren und der Umgebung, eine gute Atmosphäre und eine lebendige Spielwelt hat, erhält mit BG&E HD einen grandiosen Klassiker der gespielt werden muss.
Und diesmal hoffe ich, dass BG&E kein wirtschaftlicher Flopp wird, sondern genug Absatz macht, denn dieses Spiel hat es verdient und mit 800 MS Points (bzw. 10€) ist es auch recht günstig (mit einer Spielzeit von 6 bis 10 Stunden oder mehr).
Bewertung
Grafik: 7/10 alles etwas altbacken, aber mit HD versetzt
Vielfalt: 8/10 viele Tiere, optionale Möglichkeiten
Sound: 8/10 Musik passt sich immer der jeweiligen Situation an
Bedienbarkeit: 6/10 dank Kamera und etwas hackeliger Steuerung, ziemlich unausgereift
Spielspaß: 7/10 Macht Spaß, aber könnte doch etwas besser ein, hoffentlich im Sequel
Dies ergibt eine Wertung von 7,2/10
